Das Gelände des Ulmer Zelt Festivals liegt wunderschön an der Donau und bietet neben den kompakt gehaltenen Zeltbühnen, zahlreiche Möglichkeiten sich kulinarisch zu versorgen. Auf uns wirkte die Örtlichkeit wie eine kleine Ausführung eines Volksfestes, wären da nicht die Konzerte im Hauptzelt. Bereits vor Konzertbeginn von Calexico standen die Leute an den drei Eingängen Schlange. Wer sich nicht schnell genug einen, gelinde gesagt, recht unbequemen Sitzplatz ergattern konnte, durfte im prall gefüllten Zelt auf Kuschelkurs mit den zahlreichen anderen Konzertbesuchern gehen. Im Nu war das Zelt komplett voll und ein durchkommen nur schwer möglich. Um 20.00 Uhr startete die Vorband.
Brian Lopez doppelt im Einsatz
Gut, eine richtige Vorband erwartete die Gäste nicht, sondern den Gitarristen von Calexico, Brian Lopez. Für ihn wurde dies ein langer Abend, da er als Live-Musiker bei Calexico gleich zwei Sets spielen durfte. Dies war aber eine gute Gelegenheit das Publikum langsam in Stimmung zu bringen. Brian Lopez Auftritt steigerte sich von Lied zu Lied. Er begeisterte mit Singer-Songwriter Musik und mexikanischen Rhythmen. Auch die Unterstützung durch die anderen Mitglieder der Hauptband tat ihr übriges um die 30 Minuten unterhaltsam zu gestalten.
Ungeldugiges Publikum in Ulm
Trotz dem wirklich stimmungsvollen Warm-up in Form von Brian Lopez, zeigte sich gerade in der Pause danach ein sehr launische Publikum. Erwartungsgemäß dauert es immer eine halbe Stunde bis die nächste Band oder die Hauptband startet. Das Ulmer Publikum mäkelte jedoch in der, unseres Erachtens, recht kurzen Wartezeit mit lauten Buhrufen und Pfiffen. Selbst als pünktlich um 21.00 Uhr Calexico in voller Besetzung die Bühne betrat, wurden diese zu unserer Verwunderung sogar persönlich mit Buhrufen begrüßt.
Ungeldugiges Publikum in Ulm und eine relaxte Hauptband
Aus dem Konzept bracht das Calexico zwar nicht, doch schwang eine gewisse Reserviertheit in den ersten Songs mit. Mit Sunken Waltz und Quattro begann der Abend und zog sich durch das gesamte Album Feast Of Wire. Wie musikalisch variabel und professionell die Band um Calexico ist, zeigte sich im Instrumentenwechsel der beiden Trompeter, die auch spontan das Akkordeon oder Xylophon spielten. Dies geschah mit einer beeindruckenden Leichtigkeit, die mit jedem Lied mehr und mehr auf das Publikum übersprang. Während man von John Convertino hinter seinem Schlagzeug nicht viel sah, zog Joey Burns mit seinem Gitarrenspiel alle Blicke auf sich.
In der schwülen Hitze des Sommers sogen sie die negative Stimmung ein und verwandelten sie gekonnt in die typischen Calexico-Melodien, weswegen jeder an diesem Tag da sein wollte. Also eigentlich.
Während mich die Aussicht auf alle Lieder der Feast of Wire glücklich stimmte, wirkte der Großteil der Gäste als würden sie auf den einen großen Hit warten. Vielleicht lag es auch an der beengten Situation im Zelt, der ein paar Meter mehr Luft auch gutgetan hätte. Nach jedem Lied wurde höfflich applaudiert und man sah die ein oder andere Person ein wenig tanzen.
Tanzmomente und eine kühle Nacht
Und in der Zugabe kamen sie dann: die Hits bei denen Ulm endlich aufblühte und versöhnlicher mit Calexico wurde. Mians de cobre (Album 98-99 Road Map) oder Inspiración (Album Carried To Dust) sorgten für Tanzmomente im engen Rahmen. Höflich und mit Verbeugung verabschiedeten sich Calexico.. Und siehe da: Nicht nur das raue Temperament kühlte sich ab, sondern auch die Nacht!
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